Teil 2: Verantwortung und Führung übernehmen – und beides behalten
Wie bist du mit dem Thema Verantwortung seit meinem letzten Newsletter umgegangen?
Hast du bewusst darüber nachgedacht, wo du bereits Verantwortung übernimmst, wo du noch besser führen kannst oder was du bereits sehr gut machst?
Ich hatte dir vor zwei Wochen einige Impulsfragen mitgegeben, die sich um die drei wichtigsten Punkte, um Verantwortung und Führung zu übernehmen drehen. Welche Punkte dies sind, kannst du entweder im letzten Newsletter noch einmal nachschauen oder aber auch in meinem ausführlichen Blogtext zum Monatsthema März „Verantwortung“.
Nun beantworte ich dir die noch offene Frage: Was passiert, wenn du in diesen drei wichtigsten Punkten nicht die Verantwortung und die Führung übernimmst?
Du verlierst deine Glaubwürdigkeit. Dafür gebe ich dir ein einfaches Beispiel: Wenn du deinen Mitarbeitenden Überstunden zumutest, weil ein Kundenprojekt fertig werden muss, dann müssen sie erstens dafür wertgeschätzt und entsprechend belohnt werden. Zweitens müssen die Überstunden aber mit dem fertigen Kundenprojekt auch ein Ende haben. Denn sonst forderst du deine Mitarbeitenden nicht, sondern du überforderst sie. Und du beweist, dass deine Zusage für das Ende der Überstunden nichts wert ist – dass auf dich kein Verlass ist, denn du gibst die Verantwortung und Führung ab.
Das gleiche Bild zeichnet sich im Sport: Wenn du deine Vorbildrolle nicht ernst nimmst, wenn du die Verantwortung für den Nachwuchs nicht annimmst, verlierst du ebenso deine Glaubwürdigkeit.
Selbst ein Topsportler wird nie eine Führungsrolle ausfüllen können, wenn er nicht selbst vorlebt, was er von den zu Führenden erwartet.
Wo Business und Sport die gleiche Verantwortung verlangen
Wie du es bereits von mir gewohnt bist, ziehe ich auch beim Thema Verantwortung wieder Parallelen zwischen Business und Sport. Denn schon im Monatsthema Zeitpunkt habe ich dir gezeigt, wie sehr sich Business und Sport ähneln. Das Wissen und Fähigkeiten aus dem Sport werden dir im Businesskontext weiterhelfen – und andersherum. Sehen wir uns nun an, wo Business und Sport die gleiche Verantwortung verlangen.
Verantwortungsvoll in Führung gehen
Es gibt sechs zentrale Stellschrauben, an denen du drehen kannst, um verantwortungsvoll in Führung zu gehen:
- Anstatt Situationen und Aussagen lediglich zu interpretieren und durch die Brille der eigenen Meinung zu sehen, setze deinen Verstand ein und frage zudem nach. Das wird von dir als Manager eines Business- und Sportteams erwartet, denn das bringt dich und dein Team weiter. Topsportler arbeiten hieran oft mit Mentaltrainern, um ihre Willensstärke und ihre mentale Kraft zu schulen. Als Coach arbeite ich aber auch mit Führungskräften aus der Wirtschaft an genau dieser Thematik.
- Habe Vertrauen in dich und in dein Umfeld. Wenn dir das gelingt, bringst du bei jedem Projekt und in jeder Disziplin die richtigen Talente an den Start, die als Sieger ins Ziel gehen.
- Forme Teams, um im Business in Führung zu gehen – der Sport macht es vor. Die Aufgaben aufzuteilen ist ein sinnvoller Weg, um Kräfte zu bündeln und Kräfte zu sparen. Doch es geht nicht nur um die personellen Teams – entscheidend sind auch die Teams in uns selbst. Bei der Führung von Sportlern etwa liegt es mitunter in der Verantwortung des Trainers, emotionale Nähe und gleichzeitig die notwendige Distanz der Sportler zu sich, zum Wettkampf, zur Disziplin und zu den anderen Athletinnen und Athleten zu schaffen.
- Achte darauf, dass dein Gegenüber dich versteht. Die beste Power Point Präsentation und die leidenschaftlichste Teamansprache nützen nichts, wenn dein Team sich nicht angesprochen fühlt oder noch schlimmer: es nicht versteht, sich angegriffen fühlt oder enttäuscht wird. Wichtig ist nicht, was du sagst, sondern was der Empfänger versteht.
- Halte Zusagen und Vereinbarungen ein. Je souveräner du bist, desto langfristiger denkst du und weißt: Es hilft wenig, den anderen mit einem kurzfristigen Ja zu locken. Die Sache wird auf- und dir um die Ohren fliegen. Ehrlichkeit und Integrität sind hierfür wichtige Tugenden. Diese brauchst du auch in der Parallele des Sports: Kritik. Denn ehrliche Kritik ist eine Hilfe, um noch besser zu werden. Nichts zu sagen hingegen ist feige. Ebenso feige, wie eine Zusage nicht einzuhalten.
- Habe eine Vision. Der Trainer ist dafür verantwortlich, dass das gesamte Team die Vision stets vor Augen hat, dafür lebt und auf dem Weg dorthin ein hohes Maß an Commitment zeigt. Im Business ist es deine Aufgabe als Führungskraft, Unwahrscheinliches wahrscheinlicher zu machen – eben auch eine Vision vorzugeben.
Gelingen dir diese sechs Schritte, wenn du Verantwortung und die Führung übernimmst, wird etwas Grandioses passieren: Deine Work-Life-Balance fügt sich. Das bedeutet die Beziehung zu dir selbst, zu deiner Familie, deinem Team und deinem Unternehmen ist gesund und im Reinen.
Verantwortungsvoll in Führung bleiben
Wenn du bereits Verantwortung übernommen hast und in Führung gegangen bist, ist es nun deine Herausforderung, beides auch zu behalten. Dafür habe ich vier Impulse für dich:
- Denke voraus und arbeite bereits verantwortungsvoll an der Zukunft. Ein Sportler weiß: Das ist kein Job bis zur Rente. Was also kommt nach der Sportlaufbahn? Bereite dich bereits währenddessen darauf vor und stelle die Weichen für deine Zukunft, die du benötigst, um in der Gegenwart fokussiert sein zu können. Im Business ist dies ebenso wichtig: Verändere Gegebenheiten immer wieder, um nicht vom Wettbewerber oder der Marktentwicklung überholt zu werden. Das Stichwort lautet: konstruktive Destabilisierung. Das kann einerseits sein, das Businessmodell zu überarbeiten. Andererseits wird es aber vielleicht auch nötig, ein Team aufzulösen und neu zusammenzusetzen.
- Schaffe Gerechtigkeit und Chancengleichheit: Belohne deine Leistungsträger und sei dir bewusst: Deren Selbstmotivation hat Grenzen – vor allem wenn weniger ambitionierte und weniger erfolgreiche Teammitglieder den Vorzug erhalten.
- Lerne mit dem Erfolg umzugehen, denn auch Erfolg ist eine Kurve mit Aufs und Abs. Alles wandelt sich und kein Team, weder im Business noch im Sport, wird immer nur auf der Erfolgswelle schwimmen. Ebenso wenig wird es aber auch nur auf dem letzten Platz sein. Als Führungskraft ist es deine Aufgabe, dein Team durch jede Phase des Erfolgs souverän, realistisch und bodenständig zu begleiten.
- Designe die Struktur deines Unternehmens neu, wenn es dadurch besser agieren kann. Beim Sportler ist dies der Fall, wenn er nicht mehr selbst in der Mannschaft dabei ist – wo er vielleicht auch schon eine Führungsrolle inne hatte – sondern nun in die Rolle des Trainers oder Coaches schlüpft. In beiden Fällen gestaltest du mit einer ordentlichen Portion Gemeinsinn die Zukunft deines Unternehmens oder deines Kaders. Bobsport-Bundestrainer René Spies erzählt in der Podcastfolge „Verantwortung für den Erfolg übernehmen“, wie er aus der Rolle als aktiver Sportler in die Führungsrolle als Cheftrainer hineingewachsen ist.
Bleibst du mit diesen Tipps verantwortungsvoll in Führung, so wirst du eine gesunde Sport-Life-Balance entwickeln: Anstatt Angst vor Leistungsdruck, überwiegt die Freude auf den Erfolg.
Fazit: Führung gelingt nur durch Verantwortung
Es gibt also zwei Ziele, die du anvisieren solltest, wenn du Verantwortung in einer Führungsrolle übernimmst: Wenn du in Führung gehst, bedeutet das, dass du einen gesunden und wertschätzenden Umgang mit dir selbst, mit deiner Familie, deinem Team und deinem Unternehmen pflegst – deine ausgewogene Work-Life-Balance. Bist du bereits in Führung und möchtest auch in Führung bleiben, erweiterst du deine Ziellinie hin zur Sport-Life-Balance: Du freust dich auf den Erfolg, an dem du verantwortungsvoll und führend mitwirkst, anstatt dich vom Leistungsdruck hemmen zu lassen.
Auf diesem Weg wirst du viele Entscheidungen treffen und Hürden überwinden müssen. Bereits seit vielen Jahren begleite ich Führungskräfte und Topsportler dabei, in die Verantwortung und in Führung zu gehen. Als Coach bin ich mitunter über Jahre ein Teil ihrer persönlichen Reise. Solltest auch du noch souveräner werden, in Führung gehen oder in Führung bleiben wollen, unterstütze ich dich gerne – vor allem auch beim Thema Verantwortung.
Wenn du mehr über verantwortungsvolles Führen erfahren möchtest, höre dir die Märzfolge „Vorbildlich Verantwortung und Führung übernehmen“ meines Souveränitäts-Podcasts an.
Darin spreche ich mit Bankvorstand und Unternehmer Leonhard Zintl, wie man am besten Verantwortung übernimmt, um in Führung zu gehen und in Führung zu bleiben – er ist das beste Beispiel dafür.